NÜRTINGEN – Am 24. Mai 1978 erreichte das Jahrhunderthochwasser seinen Höhepunkt. Im Ortsteil Zizishausen, heute Hauptsitz der IST Metz GmbH, kam es zu heftigen Überflutungen – auch in den nachfolgenden Jahren. Der ehemalige Leiter des Facility Managements Heinz Schmohl erinnert sich gut daran. Unter seiner Federführung entstand ein Konzept zum betrieblichen Hochwasserschutz, das vielen Unternehmen bis heute ein Vorbild ist.
Warum Hochwasserschutz? – Wie alles begann
Mit ihrer exponierten Lage am Neckar liegt die IST Metz direkt in einem Überschwemmungsgebiet. Dieser Umstand veranlasste das Unternehmen 2013 dazu, ein Konzept zum Hochwasserschutz zu entwickeln.
Mehr zur Vorgeschichte Nicht nur 1978, auch in den nachfolgenden Jahren war die Stadt Nürtingen von schweren Hochwassern betroffen. Als der Neckar 2013 einen so hohen Pegelstand erreichte, dass er beinahe über den nahegelegenen Damm trat, war Heinz Schmohl alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er als Leiter des Facility Managements bei der IST Metz. Auch die Geschäftsführung war auf die Bedrohung aufmerksam geworden: Auf dem Gelände war Grundwasser durch die Kanaldeckel gedrungen.
Unter dem Eindruck dieser Ereignisse besuchte Heinz Schmohl am 19. Juni 2013 das Hochwasserforum der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen. Dort erfuhr er von den Hochwassergefahrenkarten des Landes Baden-Württemberg. Sie zeigen an, welche Gebiete von Überschwemmungen betroffen sein können und mit welchen Wassertiefen zu rechnen ist.
Es wurde deutlich, dass die IST Metz einem hohen Überflutungsrisiko ausgesetzt ist. Bei einem Ereignis, dass statistisch gesehen alle 100 Jahre einmal auftritt (HQ100), variiert die Überflutungstiefe bei den 3 Werken zwischen 0,25 und 1 Meter. Die unmittelbaren Folgen: beschädigte Betriebsanlagen, unbrauchbare Rohmaterialen und Umweltverschmutzung.
Weit schlimmer wären jedoch die mittelbaren Folgen gewesen. So erfuhr Heinz Schmohl aus Gesprächen mit anderen betroffenen Unternehmen, dass das Hauptproblem bei Hochwasser der Produktionsausfall ist. „Können Rohmaterialien oder Produktionsanlagen nicht mehr verwendet werden, wandern die Kunden zur Konkurrenz ab“, warnt Schmohl. Schnell wird ein Hochwasser dann zur Existenzbedrohung.
Damit war für die Firma klar, dass sie vorsorgen und sich gegen Hochwasser wappnen musste. So beauftragte die Unternehmensleitung Schmohl damit, ein Konzept zum Hochwasserschutz zu entwickeln. Das Ziel: die wirtschaftlichen Folgeschäden eines Hochwassers möglichst gering und die Produktion am Laufen zu halten.
Durch das 2014 geänderte Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und Wassergesetz Baden-Württemberg (WG) hatte sich auch die Rechtslage zur Haftung für Wirtschaftstreibende und Unternehmensführungen verändert. Werden die Hochwasserrisiken nicht geprüft und geeignete Maßnahmen getroffen, drohen empfindliche Geldbußen sowie die persönliche und strafrechtliche Haftung von Geschäftsleitung und Unternehmen.
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